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03.-04.05.2025: Saisoneröffnung

Der Prignitzer vom 08.05.2022

Eine alte Dame schnauft über das Gleis

Andampfen in Wittenberge

von Hanno Taufenbach

Schwarze Rauchsäulen zeigen es schon aus der Ferne. Wittenberge steht unter Dampf. Die Dampflokfreunde luden am Wochenende zum Start in die Saison.

Wittenberge Dennis Kathke hat heute den wohl heißesten Arbeitsplatz auf dem alten Bahnwerk-Gelände in Wittenberge. Er steht im Führerhaus einer mächtigen, schwarzen Dampflok. Hinter ihm die geschlossene Tür zum Feuerherd der alten Dame. Glut schimmert durch die Ritzen. In diesem Monat wird die Lok 80 Jahre alt.

Für Besucher ist diese Lok die wohl größte Attraktion an diesem Wochenende. Kathke fährt seine Gäste ein gutes Stück den Schienenstrang entlang. Was von außen betrachtet schon imposant wirkt, wird auf der Fahrt im Führerstand zu einem echten Erlebnis. Mit 20 km/h geht es über das Gleis. Die Lok ist eine echte Wittenbergerin und sie ist anspruchsvoll.

1,5 Tonnen nur für das Anheizen

"Sicherheitsventile und Regler mussten wir aufarbeiten lassen. Sie kamen erst am Freitag zurück", sagt Kathke. Gerade rechtzeitig, um das Geburtstagskind anheizen zu können. Das alleine kostet 1,5 Tonnen Kohle. "Das sind etwa 500 Euro", nennt Kathke den Gegenwert. Für die zwei Fahrtage rechnet er noch einmal mit vier bis fünf Tonnen Kohle. Verständlich, dass Fahrgäste selbst für das relativ kurze Stück bezahlen müssen.

In ihrer aktiven Zeit hat die Lok Güterzüge gezogen. Erst 1986 wurde sie außer Dienst gestellt, ein Jahr, bevor die Dampflok-Ära in Wittenberge endete. Danach folgte eine wechselvolle Geschichte, bis ihr Besitzer die Lok dem Verein der Dampflokfreunde Salzwedel schenkte. Mit seinem Wechsel nach Wittenberge kam die Lok zurück in ihre Heimat.

Fans der Bahngeschichte werden sich für solche Details interessieren, Baujahre und Loknummern studieren. Aber auch wer einfach nur alte Bahngeschichte erleben möchte, findet reichlich Angebote an diesem Wochenende. Gleiche mehrere Loks bieten Mitfahrten an, auf einer Draisine können sich Besucher auspowern. Das gesamte Museum kann besichtigt werden, die mächtige Drehscheibe vor dem Lokschuppen ist ein beliebtes Fotomotiv.

Vereinschefin Doris Müller ist schwer zu finden. Jeder will etwas von ihr. In einer kurzen Pause bleibt Zeit, für einen Ausblick auf die Saison. Höhepunkt wird ein Jubiläum: Vor zehn Jahren kamen die Dampflokfreunde aus Salzwedel nach Wittenberge. Sie sind Träger des historischen Lokschuppens und haben mit großer Unterstützung der Stadt, wie es Müller formuliert, das Gelände wieder beleben können.

Sonderzüge zum Jubiläum

„Wir planen zum Jubiläum mehrere Sonderzüge“, sagt Müller. Einer wird aus Berlin kommen, ein zweiter aus Neumünster. Man hoffe auch auf eine Fahrt von Wismar nach Wittenberge. Möglichst viele der neun Dampfloks des Museums sollen an dem Wochenende fahren. Für den Verein wird das aber auch zu einem finanziellen Risiko. Die Preise für Kohle steigen unaufhaltsam. „Im vergangenen Jahr zahlten wir 260 Euro für eine Tonne. Im März waren es 360 Euro und der Preis steigt weiter“, sagt Müller. Hinzu kommen andere laufende Kosten wie Strom, der ebenfalls teurer wird.

Das größte Vorhaben für den Verein bleibt die Sanierung der zweiten Drehscheibe. Sie würde die Nutzung eines weiteren Lokschuppens ermöglichen. „Unser großer Lokschuppen ist voll, wir könnten die kleinen Loks dort unterstellen“, begründet Müller die Notwendigkeit. Aber ohne Fördermittel sei diese Investition nicht zu stemmen. Mehrere hunderttausend Euro würden benötigt.


Mit ihren 80 Jahren kann die Lok noch ordentlich Tempo machen.
Foto: Hanno Taufenbach


Das Geburtstagskind bekam einen Blumenkranz.
Foto: Hanno Taufenbach

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