Volksstimme vom 28.08.2010
Emma schnauft zum Sommerfest über die Eisenbahnschienen
Tag der offenen Tür im ehemaligen Bahnbetriebswerk
von Martin Rieß
Salzwedel
Rauch steigt auf über dem Salzwedeler Bahnhof. Schuld daran ist Emma. Das ist die Neue der Salzwedeler Dampflokfreunde. Und wie das bei Dampflokfreunden so ist: Wenn bei ihnen von einer Neuen die Rede ist, dann handelt es sich zumeist um eine recht betagte Dame. Im Falle dieses Wochenendes stand im Mittelpunkt des Interesses Emma. Sie ist eine Lokomotive, die 1925 gebaut worden war, befindet sich seit zwei Jahren in Obhut des Vereins und ist innerhalb von anderthalb Jahren von dessen Mitgliedern wieder betriebsbereit gemacht worden ist.
Schmuckstück soll in Berlin gezeigt werden
Burkhard Bohn ist Vorsitzender der Dampflokfreunde und sagt: "Diese Lok ist Eigentum vom Gleisbauunternehmer Hermann Wiebe, welcher historische Loks Vereinen wie uns zur Verfügung stellt unter der Maßgabe, dass diese die Loks wieder auf die Gleise bringen." Die Arbeit der Salzwedeler Freizeit-Eisenbahn-Historiker ist so gut, dass das gute Stück im September mit dem Tieflader zur Schienenverkehrsausstellung Innotrans nach Berlin gebracht und dort gezeigt werden soll.
Die Lokomotive ist dem Eigentümer bereits nach der Fertigstellung im Betrieb vorgestellt worden, am Sonnabend aber die Premiere für die Öffentlichkeit. Diese lässt sich nicht lange bitten. Es bilden sich kleine Schlangen an dem Holzpodest, von dem aus die Besucher zu kleinen Fahrten in Richtung Bahnhof starten können.
Ansonsten ist allerhand an Eisenbahngerät zu sehen, unter anderem eine Dampflok der Baureihe 50, die jetzt aufgearbeitet werden und das bisherige Flaggschiff des Vereins, die baugleiche "Schwarze Lady", ablösen soll. "An diesem Tag darf alles besichtigt werden. Raufsteigen ist also erlaubt, runterfallen verboten", erklärt Burkhard Bohn die Devise dieses Tages.
Als weiteren Höhepunkt zeigt Bohn auf die rotglänzenden Karossen auf dem Gelände, die einen satten Kontrast zum Schwarz der meisten Dampflokomotiven bilden. Denn ebenfalls mit von der Partie sind beim Sommerfest der Dampflokfreunde historische Feuerwehrfahrzeuge. Lothar Meyer aus Ritze hat eigene Stücke mitgebracht und auch einige andere organisiert. Er sagt "Ich denke, dass wir uns gut mit Schienen- und Löschfahrzeugen ergänzen." Dass es nicht wie ursprünglich geplant einen Corso mit den roten Oldtimern durch die Salzwedeler Innenstadt gibt, hat damit zu tun, dass trotz Zusage mehrere Aussteller doch nicht mit ihren Schmuckstücken am Lokschuppen erschienen sind.
Bekannter Stand: Keine Zukunft in Salzwedel
Was übrigens diesen und dessen Umgebung angeht - an der von der Volksstimme bereits in der Vergangenheit beschriebenen Situation hat sich nichts geändert: Eine dauerhafte Perspektive für ihren Fuhrpark auf Schienen sehen die Salzwedeler Dampflokfreunde hier nicht. Burkhard Bohn: "Der Unterhalt der Gebäude und der Außenflächen ist einfach zu aufwändig. Denn wir haben uns ja als Dampflokfreunde zusammengefunden, um die Lokomotiven und Waggons zu pflegen - und nicht um Rasen zu mähen oder Häuser zu reparieren." Bis Ende kommenden Jahres soll daher das Salzwedeler Kapitel der Dampflokfreunde beendet sein. Immerhin haben die Hansestädter bis dahin die Möglichkeit, dem Areal im Herbst noch einmal einen Besuch abzustatten: Anlässlich des Jubiläums von 175 Jahren deutscher Eisenbahn nämlich wird es am Wochenende vom 23. und 24. Oktober wieder ein Fest im Salzwedeler Lokschuppen geben.
Weitere Bilder vom Sommerfest der Dampflokfreunde gibt es im Internet auf der Seite der Volksstimme.
Bis 1968 war die 1925 gebaute Emma regulär im Einsatz. Nach Jahrzehnten des Stillstands haben sie die Salzwedeler Dampflokfreunde wieder aufgearbeitet und sie am Sonnabend erstmals öffentlich in Betrieb präsentiert.
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Burkhard Bohn |
Ebenfalls gezeigt wurden einige historische Feuerwehrfahrzeuge. |
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