Der Prignitzer vom 12.08.2013
Historie auf Straße und Schiene
von Lars Reinhold
Wittenberge
Der Coup ist gelungen: Auf der einen Seite die auf Hochglanz polierten Lastwagen, die über Jahrzehnte den Verteilerverkehr jenseits der Bahnhöfe übernahmen und dafür sorgten, dass Waren des täglichen Bedarfs in den Konsumtheken landeten. Auf der anderen Seite die rußigen und öligen Dampf- und Dieselrösser, die einst Güterzüge mit bis zu 2000 Tonnen durch den Ost- und Westteil der Republik gezogen und damit den Warentransport über weite Strecken bewerkstelligt haben. Geschichte im Doppelpack.
Beide Vereine, die Norddeutschen H6-Freunde aus Lenzen und der Historische Lokschuppen Wittenberge, sind sich einig, dass Eisenbahn und Lkw hervorragend zusammenpassen. "Bei uns stehen ja die Nutzfahrzeuge im Fokus, und ohne die hätte der Warenverkehr jenseits der Städte und Orte mit Bahnanschluss gar nicht funktionieren können", sagt Hartmut Leupacher, Chef der Lkw-Fraktion. "Von daher ist es nur konsequent, Straßen- und Schienenfahrzeuge gemeinsam zu zeigen, denn in der Realität haben sie ja auch zusammen gewirkt."
Dennis Berg von den Dampflokfreunden Salzwedel, der das Treffen mitorganisiert hat, sieht es ähnlich. "Es reicht auch für ein Eisenbahnmuseum heute nicht mehr, einfach nur die Schuppentore aufzumachen und zu sagen "hier stehen die Loks". Man muss den Besuchern etwas bieten, und mit solchen Aktionen wie der Ausfahrt der H6-Freunde hier zu uns kommt Leben in das Bahnbetriebswerk, da können die Leute was erleben."
Und auch bei den Teilnehmern der Ausfahrt, die mit ihren schweren Fahrzeugen sowohl aus der Umgebung, aber auch von weiter her angereist sind, ist die Begeisterung über das Ausflugsziel spürbar. Dicht drängen sie sich um die Lokomotiven, hören interessiert den Vorträgen der Vereinsmitglieder zu, stellen Fragen. "Die Idee, hierher zu fahren, ist wunderbar", sagt Rüdiger Ehlert von den Oldtimerfreunden Menz. "Zwei Arten von historischen Transportmitteln, das passt super." Er ist mit vier Kumpels und einem Militär-H6 mit Funkkofferaufbau angereist. "Den haben wir zum Schlafwagen ausgebaut, sehr komfortabel."
Auch Jürgen Hoffmann von der Interessengemeinschaft historische Nutzfahrzeuge Berlin-Brandenburg ist begeistert vom Ausflugsziel. "Viele von uns interessieren sich allgemein für historische Technik, und da kommt so ein Ort wie der historische Lokschuppen in Wittenberge natürlich gelegen, zumal hier nicht nur Fahrzeuge, sondern auch interessante Ausrüstungstechnik zu bestaunen ist."
Nächster Höhepunkt: Dampfzug am 18. August
Als Dankeschön für die Einladung nach Wittenberge überreichte Hartmut Leupacher den Dampflokfreunden ein besonderes Geschenk. "Lenzen hatte ja auch mal einen Bahnhof, und wir haben uns gedacht, dass ein historisches Foto dieser ehemaligen Bahnanlage das Richtige für euch sein könnte", sagte er und hatte damit tatsächlich ins Schwarze getroffen.
Der nächste Höhepunkt bei den Dampflokfreunden folgt bereits am kommenden Sonntag, dem 18. August. "Voraussichtlich um 16 Uhr wird ein Sonderzug mit einer Schnellzug-Dampflok der Baureihe 03 in Wittenberge erwartet", so der stellvertretende Vereinsvorsitzende Dirk Endisch. Der Zug startet in Hamburg und fährt bis Wittenberge, und in den rund zwei Stunden Aufenthalt wird die Lok bei uns mit Betriebsstoffen versorgt und gedreht." Aktuell müsse man aber die Entwicklung der Waldbrandwarnstufen abwarten, denn bei Waldbrandgefahr dürfen kohlebefeuerte Loks nicht fahren, so der Fachmann.
Ob H6, Setra, IFA oder Volvo - rund 40 historisch Nutzfahrzeuge waren bei der Ausfahrt nach Wittenberge dabei. |
Nicht nur Lkw, auch historische Zweiräder und Pkw fuhren im Konvoi mit und sorgten für Staunen bei den Besuchern. |
Als Dankeschön für die Einladung übergaben die H6-Freunde ein altes Foto des Lenzener Bahnhofs an den Lokschuppenverein. |
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