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Volksstimme vom 13.07.2011

"Die Weichen sind in Richtung Wittenberge gestellt"

Dampflokfreunde verlassen Salzwedel/Fördergeld vom Land Brandenburg

von Antje Mewes
Salzwedel Seit gestern steht es definitiv fest: Die Dampflokfreunde verlassen Salzwedel. Der Verein mit seinen 65 Mitgliedern zieht nach Wittenberge. Der dortige Lokschuppen soll künftig das Domizil der Schwarzen Lady, von Emma und der anderen historischen Eisenbahntechnik sein, die die Dampflokfreunde gesammelt und liebevoll erhalten haben. "Die Weichen sind in Richtung Wittenberge gestellt", sagte der Vorsitzende der Dampflokfreunde, Burkhard Bohn.

Er und weitere Vereinsmitglieder waren gestern in der Elbestadt, um bei der Übergabe eines Förderbescheides in Höhe von zwei Millionen Euro vom Land Brandenburg für den Umbau des Wittenberger Lokschuppens in ein Eisenbahnschaudepot dabei zu sein. Die Stadt leiste ihrerseits einen Eigenanteil in sechsstelliger Höhe, berichtete Bohn. "Es geht um viel Geld und umfangreiche Sanierungsarbeiten", machte er deutlich. Die Förderung von Stadt und Land sei für ihn ein Zeichen, "dass es geht, wenn man wirklich will", so Bohn. Den Zeitpunkt des Umzugs könne er noch nicht bestimmen, weil noch nicht klar sei, wie lange die Arbeiten dauern. Er gehe davon aus, dass es im kommenden Jahr soweit sein wird. Eventuell schon im Winter. Leicht falle den Vereinsmitgliedern der Abschied aus Salzwedel trotz der guten Aussicht, in Wittenberge in sanierten Gebäuden tätig sein zu können, nicht. "Wir gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge", sagte der Vereinsvorsitzende.

Schließlich sei der Verein seit 17 Jahren in der Hansestadt ansässig. "So etwas lässt man nicht so ohne Weiteres hinter sich", fügte er hinzu. Aber für die Dampflokfreunde gehe es um eine Perspektive - und Salzwedel sei keine Alternative. Der Verein fühlte sich seit längerem von Stadt und Kreis bei der Erhaltung des Lokschuppenareals allein gelassen (wir berichteten). Es habe kein wirkliches Interesse daran gegeben, die Dampflokfreunde in Salzwedel zu halten, so Bohn. Obwohl die Veranstaltungen der Hobby-Eisenbahner jedes Mal hunderte Besucher aller Altersgruppen angezogen hatten.

Nun wolle der Verein in Wittenberge seinen Beitrag leisten und ein Technikmuseum von überregionaler und touristischer Bedeutung einrichten. Die Salzwedeler Fahrzeuge passten sehr gut in das geplante Eisenbahnschaudepot. Nachdem dort Land und Stadt so großzügig den Erhalt des Technikdenkmals unterstützen, seien die Dampflokfreunde ihrerseits gefordert, und es gebe kein Zurück mehr.

Doch bevor das endgültige Aus für den Standort Salzwedel kommt, wird es mindestens noch eine Veranstaltung für alle Eisenbahnfans geben. Für den 21. Oktober laden die Dampflokfreunde zum Tag des Eisenbahners ein.

Er bedauere den Weggang der Dampflokfreunde ausdrücklich, sagte gestern Landrat Michael Ziche. Aber Rahmenbedingungen wie in Wittenberge könnten Stadt und Kreis nicht aufbringen. "Und das Land wahrscheinlich auch nicht", ergänzte er. Der Kreis habe versucht, den Verein zu unterstützen, vor allem hinsichtlich des Klärens der Eigentumsfrage, aber die Anstrengungen hätten sich nicht ausgezahlt, so Ziche. Er könne verstehen, dass die Dampflokfreunde frustriert gewesen seien und das Angebot aus Wittenberge angenommen hätten. Aber dass sie keine Hilfe von Stadt und Kreis erhalten hätten, wollte er nicht stehen lassen.

Von der Stadt gab es gestern trotz rechtzeitiger Nachfrage keine Reaktion auf den Wegzug des Vereins, seines Technikmuseums und damit auch den Wegfall dieses touristischen Angebotes.


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